Boho: Locker leicht und lebensfroh
Früher umgangssprachlich und nonchalence als „Hippie-Chic“ bezeichnet, erlebt der Boho-Stil schon seit einigen Jahren einen rasanten Beliebtheitszuwachs. Und das aus gutem Grund: Steht er doch mit naturfarbenen Basis für helle Wohnlichkeit mit dem Potential zur farbenfrohen Gemütlichkeit. Er transportiert eine erfrischend lockere Lebensart – Alles darf und nichts muss! Frei nach diesem Motto vereint der Boho die Einflüsse verschiedener Kulturen und Strömungen miteinander. Das klingt nach einer tollen Idee für Ihre eigenen vier Wände? Wir zeigen Ihnen, was für ein Einrichtungskonzept im Boho-Look benötigt wird.
Der Boho-Style – das steckt dahinter
Die Abkürzung Boho steht für "Bohème" bzw. für "Bohemien" und ist doppeldeutig. Einerseits bedeutet der Begriff schlicht „böhmisch“, andererseits meint er so viel wie „unkonventionell“.
Erklären lässt sich dieser Zusammenhang mit einem Rückblick ins Paris des 19. Jahrhunderts. Hier formierte sich eine Bewegung aus Literaten, Künstlern und Philosophen, die sich gegen die steifen Konventionen des damaligen Bürgertums auflehnte. Als Vorbild diente den Intellektuellen der ungezwungene Lebensstil der böhmischen Zigeuner, die mit bunt geschmückten Wagen durch die Lande zogen. Diese kreative Freiheit wünschten sich die Bohemiens auch für sich selbst. So schufen sie Künstlerateliers und funktionierten Häuser auf dem Land in bunt eingerichtete Wohngemeinschaften um.
In den 1960er und 1970er Jahren entdeckten die Hippies die lässige Lebensart des Boho für sich und der Stil wurde vorübergehend zum Hippie-Style. Nachdem er einige Jahre fast gänzlich verschwunden war, erfuhr er in den 1990ern eine Renaissance, die bis heute anhält. Dabei liegt der Reiz des Boho-Wohnstils darin, dass eine gewisse Unordnung durchaus erlaubt ist. Nicht alles muss maßgenau in Reih und Glied stehen. Ganz im Gegenteil: Erst die Unvollkommenheit schafft Raum für Individualität. Große Investitionen sind für die Boho-Einrichtung nicht nötig. Fundstücke vom Flohmarkt gehören genauso zum Konzept wie Selbsthergestelltes und Schätze von Omas Dachboden.
Welche Materialien prägen den Stil?
Statt perfekt zusammengehöriger Sets bedient sich der Boho-Wohnstil bei der Möblierung eines Konglomerats bunt zusammengewürfelter Einzelstücke. Irgendwo zwischen Shabby-Chic, Vintage, Retro und DIY angesiedelt, setzt er vorzugsweise auf natürliche Materialien, die auf gelungene Weise miteinander kombiniert werden. Allen voran Holz, das wahlweise naturbelassen oder in bunten Farben lackiert daherkommt. Dabei ist ein gewisser „Used-Look“ durchaus erwünscht. Schließlich stehen die Gebrauchsspuren für eine dem Wohnstil genuine Unvollkommenheit. Auch Rattan, Korb und Bast spielen im Boho eine wichtige Rolle. Sowohl Sitzmöbel als auch Deko präsentieren sich als kunstvoll geflochtene Stilelemente und eignen sich perfekt, um schicke Akzente zu setzen.
Bei den Textilien haben ebenfalls natürliche Stoffe die Nase vorn: Baum- und Schafwolle sowie Leinen in grober und feiner Struktur kommen für Heimtextilien aller Art zum Einsatz und sorgen für wohlige Gemütlichkeit. Gleiches gilt für Sofas und Sessel mit Lederbezügen, die erst mit einer deutlich sichtbaren Patina so richtig authentisch wirken. Wer möchte, nutzt Felle als stylishe Accessoires mit individuellem Charakter. Als Bodenbeläge kommen zudem Teppiche aus Naturfasern zum Einsatz. Frei nach dem Motto „Back to the roots“ sorgen Jute, Sisal, Hanf oder Wolle für ein angenehmes Raumklima. Der besondere Vorteil: Die natürlichen Rohstoffe überzeugen mit einer hohen Strapazierfähigkeit und erweisen sich als ebenso zeitlos und langlebig wie der Boho-Stil selbst.
Welche Farben prägen den Boho-Wohnstil?
In puncto Farbgestaltung zeigt der Boho sich breit aufgestellt. Durchweg bunte Mischungen sorgen für einen fröhlichen Gute-Laune-Look und transportieren eine gehörige Portion Lebensfreude. Als Grundfarben kommen vorwiegend warme Nuancen wie Beige, Olivgrün, Khaki, Orange und erdige Brauntöne zum Einsatz. Großflächig auf Wänden und Böden inszeniert, geben sie kräftigeren Farben eine gute Basis, sich zu entfalten. Für auffällige Akzente mit intensiver Leuchtkraft sorgen Rot, Violett, Gelb, Blau oder Türkis. Was zunächst kunterbunt klingt, sollte jedoch mit Bedacht gewählt werden. Damit ein harmonisches Gesamtbild entsteht, empfiehlt es sich, innerhalb eines Wohnbereichs nicht mehr als vier verschiedene Farben miteinander zu mischen.
Muster und Ornamente sind für eine waschechte Boho-Optik ebenfalls ein wesentliches Detail. Dabei eignen sich orientalische Kreationen vortrefflich, um dem Ambiente einen willkommenen Hauch Exotik zu verleihen. Auch Ethno- und Folkloremuster sind typisch „Bohemien-like“ und sorgen für einen eindrucksvollen Stilmix. Ganz im Sinne der Selfmade-Individualität passen außerdem Patchwork und Batik hervorragend zum Boho. Mit ein bisschen Geschick können Sie in Handarbeit tolle Eigenkreationen schaffen und sie als echte Unikate in Szene setzen
Teppiche im Boho-Stil
Wie dekoriere ich im Boho-Stil?
Für eine abwechslungsreiche Wohnraumgestaltung sind Accessoires ein wesentlicher Bestandteil der Boho-Einrichtung. Um der kulturellen Vielfalt gerecht zu werden, findet sich hier ein breit gefächertes Spektrum an Deko-Objekten aus unterschiedlichen Ländern wieder. Vor allem Aufstellfiguren und bildliche Darstellungen von Tieren erfreuen sich großer Beliebtheit. Dabei stehen die einzelnen Arten jeweils für verschiedene Sinnbilder: Vögel im Allgemeinen gelten als Inbegriff von Freiheit, während speziell Tauben Frieden symbolisieren. Mit Elefanten werden positive Energien und Treue assoziiert und dem Löwen wohnt eine majestätische Macht inne.
Als schicker Wand- oder Fensterschmuck dienen beim Boho-Wohnstil selbstgefertigte Traumfänger und Makramees. Letztere eignen sich auch prima für die Herstellung von Blumenampeln oder als dekorative Deckchen auf dem Tisch oder der Kommode. Ebenfalls ganz vorn bei der Boho-Deko dabei: weiche Kissen und Decken mit zotteligen Fransen in allen nur erdenklichen Farben. Pflanzen spielen hier ebenfalls eine wichtige Rolle. Um das Weltenbummler-Ambiente gekonnt zu untermalen, ist eine Mischung bunt blühender Exemplare aus verschiedenen Ländern die perfekte Wahl. Für eine gemütlich mystische Stimmung sind zudem mit farbenfrohen Kerzen bestückte Windlichter und Leuchter essenziell.
Dekoration im Boho-Stil
Die Küche im Boho-Stil einrichten – so gelingt’s
Die Küche als geselliger Ort, an dem gemeinsam leckere Köstlichkeiten kreiert und anschließend genüsslich verspeist werden, ist ideal, um die beschwingte Leichtigkeit des Boho gekonnt zu inszenieren. Als Basis dienen auch hier natürliche Materialien, die vor allem die Optik der Schrankfronten und der Arbeitsplatte prägen. Gleichzeitig dürfen Sie jedoch auch gern tief in den Farbtopf greifen und sowohl Wände als auch weitere Elemente mit einem fröhlich bunten Anstrich versehen. Musterhaft exotisch wird es auf dem Fliesenspiegel: Die großzügige Fläche ist wie geschaffen, um designstarke Dekore wirksam in den Fokus zu rücken. Vor allem florale Elemente nach marokkanischem Vorbild machen hier eine überaus gute Figur.
Um dem Boho-Look seine exemplarisch chaotische Note zu verleihen, sind die Küchenwände reichlich mit Regalen bestückt, auf denen allerlei Gegenstände unterschiedlichster Art lagern. Üppig wuchernde Grünpflanzen in stylishen Übertöpfen haben hier ebenso einen festen Platz wie Gewürze und ein beachtliches Sammelsurium an Vorräten, Kochbüchern und Deko-Elementen. Auch Schöpfkellen, Pfannenwender, Backpinsel und viele weitere Küchenhelfer verstecken sich nicht in Schränken und Schubfächern, sondern hängen einsatzbereit an der Wand. Das Zentrum der Boho-Küche bildet jedoch ein großzügiger Massivholztisch, der – umringt von einem bunten Ensemble an Stühlen – Tag für Tag aufs Neue zum Mittelpunkt des gemeinsamen Familienlebens wird.